Stadt Revue 2007
Die Edinburgh Version, uraufgeführt auf dem Fringe Festival und dann im ARTheater gespielt, markiert die Ankunft von Port in Air in der professionellen Avantgarde-Ästhetik. Keine Spur mehr von Studententheater, stattdessen formale Virtuosität, punktgenau gespielt, leidenschaftlich, funkelnd und frivol.
Three Weeks (Edinburgh Festival Fringe August 2005)
A real opportunity to see theatre as different from other mediums.
Kölner Stadtanzeiger vom 02. Juni 2005
Richard Aczels englische Theaterstücke sind kleine Symphonien: sprachlich melodiös, lyrisch, hoch emotional. [...] Vordergründig geht es um Tapeten und Tapetenwechsel, hintergründig um die Kluft zwischen der Sehnsucht nach Veränderung und dem Wunsch nach Dauer in partnerschaftlichen Bindungen. [...] Hier sprüht es vor Spielfreude und szenischen Ideen.
Wenn es eines weiteren Beweises bedurfte, dass es nicht zwingend eine Schauspiel- bzw. Regieausbildung für großartiges Theater braucht – diese Inszenierung hat ihn erbracht.
Stadt Revue 2005
In seinem raffiniert gebauten Stück, dessen Titel die Bezeichnung für den Farbhaltbarkeit einer Tapete ist, lässt Regisseur und Autor Aczel Männchen und Weibchen aufeinander los. Tapetenmuster werden für ein Paar zum Käfig für Ihre Beziehung, deren Haken, Ösen und Endlosschleifen. Bewegung und Körpereinsatz der zwölf DarstellerInnen und eine sehr musikalische, an Beckett geschulte Sprache greifen ineinander, wie die Linien und Farben an der Wand, während die Geschichte sich entfaltet. [...] Eine dramatische Versuchsanordnung jenseits der Paarpsychologie.
www.spiritv.de 2005
Von Gisela Hartmann
"Mit dir gehe ich durch dick und dünn". "Mit dir könnte ich Pferde stehlen". Nein. "With you I could hang wallpaper" - "Mit dir könnte ich Tapeten hängen" - na, wenn das nicht das schönste Kompliment ist, was ein Mann einer Frau machen kann...
In Richard Aczels Theaterstück ‚Moderate Light Fastness' geht es um den festgefahrenen Dialog zwischen Mann und Frau. Szenen eines Ehelebens von der jungen Liebe über die ersten Konflikte bis hin zur Alterseinsamkeit zu zweit zeichnet Aczel präzise und mit viel Wortwitz nach. [...]
Das Drama, das das englischsprachige Ensemble Port in Air im Ehrenfelder ARTheater auf die Bühne brachte, karikiert die Hohlheit im Diskurs zwischen den namenlosen Ehepartnern. "They said, that we change lovers like we changed wallpaper - but we never changed [the] wallpaper." [...]
Meisterhaft hat Autor und Regisseur Aczel das Stück inszeniert: Die beiden Ehepartner werden jeweils von vier Darstellern verkörpert. Kein Schauspieler hat eine klar definierte Rolle - mal sprechen die vier weiblichen Darstellerinnen im Chor, mal diskutieren sie miteinander. Sie sind somit mal Unterbewusstsein, mal gutes Gewissen im Konflikt mit dem schlechten. Unterstrichen wird diese Auflösung der Charaktere durch ein intelligentes, bewegliches Bühnenbild. [...] Grandios.
www.wortgestöber.de am 5. Mai 2005
Von Gunda Windmüller
Die Anordnung ist klassisch: Ein Paar in mittleren Jahren möchte renovieren und nimmt diese Gelegenheit als Ausgangspunkt für eine Generalabrechnung ihrer Beziehung. Eine Schicht, eine – auch - metaphorische Tapete nach der anderen wird heruntergerissen und das Spiel nimmt seinen Lauf.
Stimmen und Räume – Tapeten rauf oder runter? Es geht um Menschen, um Paare, die miteinander reden und darum, wie sie reden, was sie verbergen, was sie freigeben. Können, müssen. Warum sie zusammenleben und warum sie gerade das nicht mehr können. Aber Einsamkeit, ist die Erkenntnis, ist auch nur schön, wenn man es jemandem sagen kann. Man hört Argumente und Dialoge wie Tapetenmuster von beiden Seiten, die Paare wollen an die Wahrheiten unter den Wänden. - Wollen sie?
“Are you sure that’s what you want?” -- “Maybe…”
Geschlechterkampf ist da, wo die Frauen noch Kleider tragen: Gibt es Klischees? Frauen wollen überrascht werden, Männer wollen von hinten. Ist das fair? Wer ist schuld? Wen kann man beladen mit seinen Gefühlen und den Kleinigkeiten des Lebens? Mit wem meinte man, ließe man sich ein? Aus freier Wahl? Große Hoffnungen zerquetscht zwischen Wänden und dazwischen große Wünsche, kleine: ein bisschen Sonne auf meinem Bauch.
Richard Aczel präsentiert Szenen im Fluß, sich wiederholende Muster in verschiedenen Anordnungen. Immer wieder “pattern repeat”, aber der Zuschauer wird erinnert: “beginning again is not the same as beginning”. Keine Novitäten also, aber geschickt arrangierte Sprache. Der Autor und Regisseur sucht die Emotionen am richtigen Platz und lässt die Sprache nicht nur Mittel, sondern den Text Stil sein. Die Anordnung und die Dialoge sezieren die Paarbeziehungen ohne Perversitäten und fast ohne Kitsch und die Paare merken, daß durch ein Lächeln zu töten ist und das es aus ihrem Versagen erstmal kein Entkommen gibt.
Das Stück tut sich allerdings etwas schwer aufzuhören, die Sprache erhält sich und erhellt sich nur bis zu einem gewissen Punkt in der Wiederholung. Allerdings sind die Dialoge nicht einfach nur nackte Sprache, sondern dramaturgisch gekonnt zusammengesetzt und im besten Sinne theatralisiert: Das Bild ist ständig in Bewegung. Eine sehr sorgfältige Anordnung, bei der der Griff in die theatralische Trickkiste selten gescheut wird. Die Musik scheint leider etwas willkürlich gewählt: mal Elgar, mal Dylan, mal Bartók. Das ist schade, denn so wird die Stimmung etwas verwaschen.
Die Schauspieler agieren erwachsen und verspielt zugleich, jeder spielt in der sehr orchestrierten Inszenierung gekonnt mit – und (Englisch) sprechen können sie auch! Und Moderate Light Fastness macht einfach auch Spaß - in vielerlei Hinsicht: gute Unterhaltung.
Das Stück ist das zweite Stück, mit dem die freie studentische Theatergruppe Port in Air auftritt. Die ersten drei Vorstellungen im Kölner ARTheater waren restlos ausverkauft. Im August geht es zum populären Edinburgh Fringe Festival.
www.campus-web.de 2005
Wundervoll lebendig inszeniert wurde das Stück von der englischsprachigen Theatergruppe Port in Air, welche mit Moderate Light Fastness bereits ihr zweites Stück mit großem Erfolg auf die Bretter gebracht hat.
Die Aufführung begeisterte das Publikum von der ersten Sekunde an. [...] Eine sehr gelungene, facettenreiche Darbietung zwischen Verzweiflung, Selbstverleugnung und Aggressivität. Das Stück ist somit stets sehr lebendig. Dies nicht zuletzt durch den derben Humor der beiden während ihrer ausufernden Streitigkeiten, den fiesen Beschimpfungen und anstößigen Wortspielen. [...]
Eine tolle Premiere vor ausverkauften Rängen mit guter Lichtregie und passender Musik untermalt. Immer lebendig, witzig und voller gnadenloser Realität.
Campus-Web empfiehlt: unbedingt ansehen!