Kölnische Rundschau vom 23. Juli 2008
Der erste positive Eindruck: Wie schön, nach all dem poppigen Micky-Maus-Geknödel mal wieder so exzellentes Englisch zu hören. [...] Auf Anhieb hat sich [...] „Port in Air“ ihren künstlerischen Stellenwert im Kölner Bühnenleben erobert. Mit den Stücken des britischen [...] Regisseurs und Autors Richard Aczel [...] wiesen die Darsteller deutlich über die Grenzen des Studententheaters hinaus.
In ihrer jüngsten Arbeit setzen [Port in Air] sich erstmals mit Samuel Beckett (1906-1989) auseinander. An drei Abenden zeigten zehn Studierende im Severins Burg Theater unter dem Titel „Is it sitill Day?“ die selten gespielten Kurz-Einakter „Footfalls“ [...], „Catastrophe“ [...] und „Rough for Theatre I“ [...], diesmal nicht unter der Regie ihres Mentors, sondern aus den eigenen Reihen inszeniert.
Klammer der drei Stücke ist, wie meist bei Beckett, die Entpersönlichung menschlicher Existenzen, die sich immer mehr dem Nichts annähern. Die Hauptfiguren sind geistige Geschwister von Wladimir und Estragon, von Hamm und Clov, Winnie und Willie – Variationen voneinander abhängiger Paare.
Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Verhältnis sie zueinander stehen. In „Footfalls“ ist es die Mutter (Carol Laidler), die auch nach ihrem Tod noch aus dem Off die Tochter dominiert. Die Regisseurin Lily McLeish zerlegt die Tochter in drei verschiedene Persönlichkeiten (Julia Freihoff, Sarah Freihoff, Kerstin Reinthal), die in exakten Choreografien und synchron gesprochenen Texten den gleichen schematischen Reglements folgen – eine sinnfällige Studie der Unmöglichkeit eines Ausbruchs.
In „Catastrophe“ lässt ein zynischer Regisseur (Niklas Schulz) seinen (stummen) Schaupieler (Steve Bonde) in entwürdigender Pose erstarren, unterstützt von seiner willfährigen Assistentin (Lea Kaiser) – ein von Astrid Kröse pointiert inszeniertes Sinnbild menschlicher Entäußerung und ironischer Seitenhieb auf die Absurditäten des Regietheaters.
Schließlich „Rough for Theatre“, die Beckett-klassische Konstellation des Blinden und des Lahmen, die einander in Hassliebe verbunden sind und für die die Frage „Is it still Day?“ („Ist es noch Tag?“) nur noch eine rhetorische Rolle spielt. Regisseur Jochen Molitor kann sich hier auf zwei besonders starke Darsteller, Samuel Horn und Tim Mrosek, stützen. Eine kluge Lichtregie macht den Abend zudem zu einem Erlebnis, das man sich noch öfter zu sehen wünscht.
easyJet INFLIGHT MAGAZINE
Thanks to Gaby Pinkner of the easyJet Inflight magazine, Port in Air have been announced in their Dec 2008 issue. Thank you!